Am Faschingsdienstag
veranstaltete ein Mainzer Karnevalsverein eine der berüchtigten „Sitzungen“; die
schon im Titel gruselige Veranstaltung („Mumbach, Mumbach Täterä“) wurde mit
einer Gesamtlänge von insgesamt vier Stunden ausführlich und in jedem Detail im
beitragsfinanzierten Fernsehen des SWR übertragen. Allerdings dürfte die Sendung
an den meisten Menschen spurlos vorübergegangen sein, denn schon der Blick auf
einige wenige Ausschnitte zeigt, dass es – von zeitlichen Gründen einmal abgesehen
– allenfalls den (abge-) härte(t)sten Fans möglich ist, die gezeigte Abfolge
von abgeschmackten Witzchen zu ertragen, mit denen sich Menschen dafür
feiern, dass der gesellschaftliche Wandel der letzten 50 Jahre spurlos an ihnen
vorübergegangen ist.
Auch in diesem Umfeld heraus sticht jedoch ein bislang überregional zu Recht weithin unbekannter Festredner namens Radelli, den der
Entertainer Stefan Raab anschließend in seiner Sendung (ab Min. 18:50) mit der Bemerkung präsentierte, hier feiere einer den Karneval nach dem Motto „Ich lass‘ mir den
Rassismus nicht verbieten“: Unter dem Johlen des Publikums präsentierte der
Redner rassistische Sprüche, bei denen selbst AfD- und Pegida-Anhängern schwindelig
werden dürfte: „Wir pflegen in Deutschland den Liberalismus“ (was dem Redner erkennbar
nicht gefällt), „doch sagt man wir hegen auch den Rassismus“ (nach Ansicht des
Redner natürlich ein völlig unberechtigter Vorwurf)“, weshalb die Worte „Mohrenkopf“
und „Negerkuss“ beim „Bäcker gestrichen“ und die „10 kleinen Negerlein“ ebenfalls
in Fortfall geraten seien. Alsdann wird „Sprachschatzasketen“ (in allerdings teilweise
unverständlichen Worten) erklärt, der Redner werde weiterhin seinen „Mohrenkopf“
essen, solange er damit rechnen müsse, dass das „Ausland“ ihn mit Hitler vergleiche (ungefähr sinngemäße Wiedergabe schwer verständlichen Gezeters); außerdem sei der „Präsident von Amerika“ (sc.
offenbar die USA) auch ein „Mohrenkopf“. Anschließend finden sich weitere Bemerkungen,
die damit spielen, dass in Mainz ein Dachdeckerbetrieb mit dem Namen „Neger“ (und
einem mehr als nur grenzwertigen Firmensymbol) existiert: Der Protagonist ließe
sich auch von einem „Neger“ das Dach decken, und wenn das dann nicht dicht sei,
so der Redner, „bekommt der Neger meinen Rassismus zu spüren“ (Redner wedelt mit
einer Dachlatte).
Und genau
an diesem Punkt bekommt die unangenehme Tirade eine rechtliche Dimension. Denn
das angedrohte (Ver-) Prügeln einer als „Neger“ apostrophierten Person mit
einer Dachlatte aufgrund eines, wie der Redner ausdrücklich einräumt, rassistischen
Motivs („… bekommt der Neger meinen Rassismus zu spüren“), könnte auch strafrechtlich
relevant sein. Zwar sind Menschen einer bestimmten Hautfarbe für sich genommen
keine beleidigungsfähige Gruppe, überschritten sein könnte aber die Grenze zur
Volksverhetzung gem. § 130 Abs. 1 StGB; nicht ausgeschlossen ist daher auch
eine Verwirklichung des Tatbestandes von § 130 Abs. 2 Nr. 2 StGB durch
Verantwortliche des SWR. Dagegen wird sich nicht einwenden lassen, dass der
Redner hier (vordergründig) von einem Dachdeckerbetrieb gesprochen hat, denn die
Existenz eines Betriebs, der aufgrund des Familiennamens des Inhabers „Neger“ heißt, ändert
nichts daran, dass hier in der Sache nicht über ein Unternehmen, sondern über einen
Personenkreis gesprochen wird. Anders ist die ausdrückliche Bezugnahme auf
rassistisch motivierte Prügel nicht zu deuten, denn Rassismus gegenüber einem Dachdeckereibetrieb
ist schon denklogisch ausgeschlossen. Ersichtlich dient das Spiel mit dem Namen
des in Mainz bekannten Familienbetriebs nur dem Zweck, den rassistischen
Ausfall zu camouflieren.
Davon
unabhängig ist es im Grunde nicht angängig, dass das (beitragsfinanzierte) Fernsehen, das
die Würde des Menschen zu schützen und die Achtung vor Leben, Freiheit und körperlicher Unversehrtheit sowie vor
Glauben und Meinungen anderer zu stärken hat (§ 3 RStV), derartige Sendungen
ausstrahlt und anschließend auch noch in seiner Mediathek für
einige Zeit vorhält. Für die Zukunft wäre hier mehr Sensibilität und notfalls
eine zeitversetzte Ausstrahlung zu wünschen.